Mit den Träumen ist es eigenartig: Sie sind da, aber wir können sie nicht festhalten. Die Träume in der Nacht verschwinden am Morgen; die Träume auf den Wunschlisten erlöschen, sobald sie erfüllt sind. Doch es gibt einen Moment zwischen Wachen und Träumen, in dem sich das Gefühl aus der Umnachtung wie eine zweite Haut über den Tag zieht. Dann fühlt man noch die Sehnsucht; die Liebe zu der Frau; die Trauer über den Abschied oder die Angst vor der Dunkelheit. Und mit der Zeit beginnt die Haut zu bröckeln, wie Witterung, die an Skulpturen nagt: Nie hält das Traumdasein länger als einige Stunden und meist bringt uns der Tag davon ab, es einfangen zu wollen. Die Filme des diesjährigen Panorama-Programms schaffen es, diese Haut zu bewahren, sich feinfühlig zu erinnern. Dabei teilt sich keine Träumerei in Traum und Alptraum – sondern beide Pole vermengen sich und zeigen, dass einem jeden Traum auch das Trauma innewohnt. Beide legen sich schablonenartig aufeinander, stellen sich in Frage oder bedingen sich. Politische Entscheidungen verändern Lebensräume und fräsen Wunden in Biografien. Kindheitserinnerungen werden zur Schnitzeljagd eigener Emanzipation, während in einem Museum in Panama sanfte Sehnsüchte die Festung des Alters überraschen. Doch was ist für andere Traum und was für sich selbst traumhaft? Hier vermissen Freundinnen ihre Unbeschwertheit, dort werden im Dschungel Traditionen beschworen, und in ländlicher Isolation zeichnen Lagerfeuerfunken ein Gemälde in den Himmel, um uns selbst zu fragen: Wovon träumst du?
— Vivien Buchhorn, Auszug aus dem Programmkatalog IFFF Köln 2022
Kuratorin der PANORAMA-Sektion gemeinsam mit Marieke Steinhoff
seit 2022
© Guido Schiefer – Vivien Buchhorn und Marieke Steinhoff mit dem Team des Eröffnungsfilms 2022: KEVIN mit Regisseurin Joana Oliveira, Produzentin Luana Melgaço sowie der Protagonistin des Films Kevin Adweko
Mit den Träumen ist es eigenartig: Sie sind da, aber wir können sie nicht festhalten. Die Träume in der Nacht verschwinden am Morgen; die Träume auf den Wunschlisten erlöschen, sobald sie erfüllt sind. Doch es gibt einen Moment zwischen Wachen und Träumen, in dem sich das Gefühl aus der Umnachtung wie eine zweite Haut über den Tag zieht. Dann fühlt man noch die Sehnsucht; die Liebe zu der Frau; die Trauer über den Abschied oder die Angst vor der Dunkelheit. Und mit der Zeit beginnt die Haut zu bröckeln, wie Witterung, die an Skulpturen nagt: Nie hält das Traumdasein länger als einige Stunden und meist bringt uns der Tag davon ab, es einfangen zu wollen. Die Filme des diesjährigen Panorama-Programms schaffen es, diese Haut zu bewahren, sich feinfühlig zu erinnern. Dabei teilt sich keine Träumerei in Traum und Alptraum – sondern beide Pole vermengen sich und zeigen, dass einem jeden Traum auch das Trauma innewohnt. Beide legen sich schablonenartig aufeinander, stellen sich in Frage oder bedingen sich. Politische Entscheidungen verändern Lebensräume und fräsen Wunden in Biografien. Kindheitserinnerungen werden zur Schnitzeljagd eigener Emanzipation, während in einem Museum in Panama sanfte Sehnsüchte die Festung des Alters überraschen. Doch was ist für andere Traum und was für sich selbst traumhaft? Hier vermissen Freundinnen ihre Unbeschwertheit, dort werden im Dschungel Traditionen beschworen, und in ländlicher Isolation zeichnen Lagerfeuerfunken ein Gemälde in den Himmel, um uns selbst zu fragen: Wovon träumst du?
— Vivien Buchhorn, Auszug aus dem Programmkatalog IFFF Köln 2022
Kuratorin der PANORAMA-Sektion gemeinsam mit Marieke Steinhoff
seit 2022
© Guido Schiefer – Vivien Buchhorn und Marieke Steinhoff mit dem Team des Eröffnungsfilms 2022: KEVIN mit Regisseurin Joana Oliveira, Produzentin Luana Melgaço sowie der Protagonistin des Films Kevin Adweko